Die Sorgen der Brauereien:
Warum Bier bald teurer wird

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Die Brauerei Gersdorf bekommt ihre Quellkohlensäure derzeit vor allem deshalb, weil sie schon sehr lange mit ihrem Lieferanten zusammenarbeitet. Sind alle Rohstoffe da, werden bei Jacqueline Ebersbach (Foto) bis zu 10.000 Flaschen in der Stunde abgefüllt.

Nach Preisanstiegen bei Energie, Kronkorken und Malz wird jetzt auch noch Kohlensäure zur Mangelware. Eine Folge: Brauereien erhöhen die Preise.

GERSDORF/ZWICKAU/VIELAU – Eigentlich sollte es Geschäftsführerin Astrid Peiker nicht interessieren, dass Düngemittelhersteller wegen steigender Strompreise die Produktion drosseln müssen. Die Glückauf-Brauerei Gersdorf verwendet die in der Düngemittelindustrie als Nebenprodukt hergestellte technische Kohlensäure schon seit über zwei Jahren nicht mehr. „Wir arbeiten mit Quellkohlensäure. Die wird aus der Erde gefördert und ist ein absolut reines CO2“, so Peiker.
Doch so einfach funktioniert Wirtschaft nicht. Die Nahrungsmittelindustrie und damit auch viele Brauereien setzen auf die technische Kohlensäure, also auf das Nebenprodukt der Düngemittelindustrie. Bricht die Produktion dort ein, müssen diese Hersteller Alternativen suchen. Und das Quellgas ist eine solche Alternative.
„Quellgas ist etwa ein Drittel teurer als technisches Gas. Aber Quellgas ist sehr gut für die Produktqualität. Bei den Rohstoffen mache ich keine Abstriche. Deshalb sind wir damals umgestiegen“, erklärt Peiker. Benötigt wird die Kohlensäure hauptsächlich in der Produktion.
Ein kleiner Teil wird zudem beim Zapfen von Fassbier gebraucht. Auf dem Gelände der Glückauf Brauerei steht deshalb ein Kohlensäuretank mit einem Fassungsvermögen von 15 Tonnen. „Etwa alle sechs bis acht Wochen füllen wir zwölf Tonnen auf“, so Peiker. Im Moment muss sie um jede Tonne kämpfen, denn die gestiegenen Preise sind nur die eine Seite. Dazu kommen Lieferengpässe. „Wir arbeiten nur mit deutschen Firmen. Mit Linde-Gas, unserem Lieferanten von Kohlensäure, arbeiten wir seit 30 Jahren zusammen.“ Diese Treue zahle sich jetzt aus. Peiker muss bei jeder Lieferung noch einmal nachfragen. Aber bislang bekommt sie ihre Kohlensäure.
Spurlos geht die Situation an der Brauerei trotzdem nicht vorbei. Zum Jahreswechsel ist eine Preiserhöhung geplant. Das liegt nicht nur an der Kohlensäure. Vieles ist teurer geworden. Das reicht vom Malz übers Gas bis zum Sprit für den Fuhrpark. Trotzdem will Peiker die Produktion gemeinsam mit ihren insgesamt 25 Mitarbeitenden in der bisherigen Höhe beibehalten. „Wir haben Corona gemeistert, da werden wir das auch schaffen“, gibt sie sich kämpferisch. Für innovative Produkte hat sie den Kopf derzeit nicht frei. Trotzdem will Peiker ihren Optimismus auch nach außen tragen. Und so steigt am 7. Oktober das erste „Bocktoberfest“.
Gefeiert wird trotz Krise auch andernorts. So wurde am Donnerstagabend in Zwickau das erste Zwickauer Bierfest eröffnet, welches noch bis zum Sonntag Wiesn-Flair auf dem Hauptmarkt verbreitet. Die Mauritius Privatbrauerei hat extra 60.000 Liter Fest-Bräu produziert.
Doch auch Mauritius-Geschäftsführer Jörg Dierig bereitet die Situation
Bauchschmerzen. „Aktuell haben wir zwar keinen Versorgungsengpass“, sagt Dierig. Der Vorratstank für Kohlensäure reiche aber nur für 14 Tage. Bleiben CO2 oder andere Rohstoffe ganz aus, müsse Mauritius darüber nachdenken, ob weiter das volle Sortiment produziert wird. Nachgedacht wird laut Dierig auch bei Mauritius über einen Preisanstieg zum 1. Januar.
Der ist für Petra Lorenz von der Brauerei Vielau längst Realität. „Wir haben ab 1. September die Preise angehoben“, sagt sie. Das 0,4-Liter-Glas im Schankraum kostet nun 50 Cent mehr, die 2-Liter-Flasche 2 Euro. Der CO2-Mangel trifft Lorenz weniger, weil sie im Vergleich zu einer Großbrauerei nur wenig davon braucht. Größere Sorgen macht ihr der Lieferstopp eines anderen Rohstoffes: „Wenn ich kein Malz kriege, kann ich auch nichts machen.“

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Foto: Andreas Kretschel