Goldmedaillen gibt es erstmals virtuell

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Im Braustübchen schauen Brauereimitarbeiter gespannt auf eine Leinwand. Wegen Corona läuft die Preisverleihung diesmal virtuell.

Eine Preisverleihung ohne Bühne. Wegen Corona konnten deutschlandweit Braumeister ihre Awards nur am Bildschirm abholen. In Gersdorf gab es dabei Jubel im kleinen Kreis.

Gersdorf. – Im abgedunkelten Braustübchen der Gersdorfer Glückauf-Brauerei sitzen 15 Mitarbeiter des Hauses vor einer Leinwand. Knisternde Spannung zwischen alten Kesseln, historischen Erinnerungsstücken, Fotos, und zahlreichen Brauereigerätschaften. Brauereichefin Astrid Peiker nimmt sichtlich nervös einen kräftigen Schluck vom Deputat.

Deutschlandweit warten zur selben Zeit Hunderte Braumeister anderswo genauso auf die Ergebnisse des Meininger’s International Craft Beer Award. Statt Riesenbühne und großer Show beim Auszeichnungsmarathon im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße stehen diesmal zwei Experten vor der Kamera in einem Kellergewölbe. Für Verkostungsleiter Christian Wolf und den Bierexperten des Meininger Verlags, Benjamin Brouër, ist die Moderation vor der Kamera ein harter Job. Nach mehreren Verkostungen beim Vorstellen der Sieger röten sich auch bei den gestandenen Männern der Bierkulturszene langsam die Wangen.

Die Kommentare der Moderatoren inspirieren Astrid Peiker und Braumeister Gerd Griesbach immer wieder zu kleinen Fachsimpeleien. Es dauert fast eine Stunde, bis die Bierexperten die Katze aus dem Sack lassen. Dann steht fest: Drei Goldmedaillen für die Gersdorfer gibt es diesmal – fürs Glückauf Bock dunkel, fürs „1880“ Festbier und das Deputat. Die Chefin selbst vollführt mit drei „vergoldeten“ Flaschen in den Händen gleich mal einen kleinen Freudentanz. Und erntet damit viel Beifall von ihrer Mannschaft. Vier Tage lang hatte eine 45-köpfige Jury um Verkostungsleiter Christian Wolf mehr als 900 Biere verkostet. Dabei verkosten die Bierexperten blind. Kriterien wie Stammwürze, Alkohol, Farbe, Bittereinheiten und vieles andere spielen beim Bewerten eine Rolle.

Beim Bock und dem „1880“ waren sich die Gersdorfer ziemlich sicher, dass sie damit ordentlich punkten können. „Dass auch das Deputat eine Goldene absahnt, ist für uns eine kleine Sensation“, sagt Astrid Peiker. Das Pilsener ist die am härtesten umkämpfte Kategorie. Dort werden die meisten Biere eingereicht. „Dass wir uns dort durchsetzen konnten, hätte keiner von uns für möglich gehalten.“ Zum siebenten Mal wurde jetzt der Meiningers International Craft Beer Award vergeben. „Wir haben uns bisher nie getraut, das Deputat mit einzureichen“, erinner sich die Chefin. Selbst Braumeister Gerd Griesbach war nicht so recht überzeugt. Erst Vertriebschef Jörg Holzmüller nötigte fast schon die beiden, das Deputat mit einzureichen. Er verließ sich dabei auf sein Gefühl. „Im Vertrieb läuft das hervorragend“, sagt er. „Wir haben es dann mal mit eingereicht, damit der Haussegen nicht schief hängt“, witzelt Astrid Peiker. Inzwischen sieht auch die Chefin ein: „Er hatte einfach den richtigen Riecher.“ Die Medaillen kommen nun mit der Post.

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Foto: Andreas Kretschel